Junge Frau beim Stricken
  • Franz Skarbina
  • Berlin 1849 - 1910
  • Junge Frau beim Stricken
  • Zimmermanns-Bleistift auf festem Papier, partiell gewischt
  • signiert oben rechts: F. Skarbina
  • 302 × 228 mm
Provenienz:
Auktion Christie‘s, Amsterdam 15. II. 2005, Privatsammlung Hamburg

Der sinnend-träumerischen Pose begegnen wir auch in jenem Portrait einer strickenden jungen Frau, in welchem sich Skarbina des groben und fettigen Zimmermanns-Bleistifts bedient, um seiner Zeichnung eine besonders malerische Wirkung zu verleihen. Über sein Vorbild Adolph Menzel, der mit besonderer Vorliebe in dieser Technik arbeitete, geht Skarbina hier sogar noch hinaus und erweist sich dabei auch im Medium der Zeichnung als Impressionist, wenn er das Schnitzwerk des Stuhls ebenso wie das Karomuster des Kleides der Dargestellten und die Schleife in ihrem lockigen Haar mit einer nonchalanten Flüchtigkeit wiedergibt. Die suggestive Gestaltungsweise mit der Skarbina die junge Frau in verlorenem Profil portraitiert, gibt den Zeichner auch als einfühlsamen Beobachter zu erkennen, der hier die stets angemessene Distanz gegenüber seinem Modell zu wahren weiß. Am Exempel statuiert sich in dem Portrait der strickenden jungen Frau eben jenes Oszillieren zwischen Realismus und Poesie, das Skarbinas Kunst originären Charakter verleiht. Unklar bleibt für den Betrachter, ob das Mo-dell bewusst posiert oder sich des portraitierenden Künstlers nicht gewahr ist. So suggeriert die Wischmodellierung dem Blick des Betrachters eine Unschärfe, die gleichzeitig auch die Momenthaftigkeit der festgehaltenen Situation vergegenwärtigt: gedankenverloren scheint die junge Dame gerade im Begriff, das Strickzeug in ihren Schoß sinken zu lassen und sich ganz ihren Tagträumereien hinzugeben.