Junge Frau mit einem Säugling
  • Franz Skarbina
  • Berlin 1849 - 1910
  • Junge Frau mit einem Säugling, 1880
  • Aquarell über Bleistift auf hellbraunem Papier
  • monogrammiert und datiert mit Pinsel unten rechts: F. Sk. / 80
  • 314 × 194 mm

Das große Interesse Franz Skarbinas an der menschlichen Figur verdeutlicht auch sein 1880 entstandenes Aquarell Junge Frau mit Säugling. Indem der Zeichner auf eine nähere Definition des Raumes verzichtet, lenkt er den Fokus des Betrachters ganz auf die beiden Hauptpersonen im Zentrum des Blattes, die als innig verbundene Einheit erscheinen. Vor dem eigenen, fast drängenden Schatten hüllt die junge Mutter das Baby liebevoll schützend in ihr Cape und evoziert damit unbewusst Assoziationen an das Motiv einer modernen Schutzmantel-Madonna. Die Zartheit der Gesichter steht dabei im bewussten Kontrast zum schweren, rauhen Stoff der Kleidung dieser kleinen Gruppe aus offenbar ärmlichem Berliner Milieu. Mutet das Blatt aufgrund der blütenreichen Ornamentik der blauen Haube und des Faltenreichtums des zwischen Ocker und Khaki changierenden, zweilagigen Capes auf den ersten Blick wie eine Kostümstudie an, so geht es dem Künstler doch in erster Linie darum, eine malerische Wirkung zu erzielen. Wenn Skarbinas wassergesättigter Aquarellpinsel die rauhe Wirklichkeit verschluckt und weichzeichnet, so artikuliert sich hierin bereits eine Bildsprache, welche die Erkenntnisse der modernen Freilichtmalerei auch auf das Interieurbild anwendet. Franz Skarbina war einer der ersten deutschen Künstler, der sich bereits in den 1880er Jahren mit den Prinzipien des französischen Impressionismus auseinandersetzte.