Ein weiteres Beispiel dieses Spiels mit optischen Gegensätzen ist jene kleine, aber sorgsam durchgearbeitete Studie eines einfachen Hauseingangs in Landsberg von 1926. Mit einem geschulten Blick für die moderne Sachlichkeit wählte Richard Müller das scheinbar so banale und schnörkellose Motiv, welches ihm jedoch ein Maximum an Kontrasten in der Fläche offerierte. Das beinahe senkrecht einfallende Sonnenlicht liegt gleißend auf den Trittflächen der vier Stufen, während der Hohlraum dazwischen, die Senke davor sowie die Türe selbst tiefdunkel dargestellt werden. Die glatt verputzte Hauswand mit ihrer horizontalen Struktur wird zur reinen Projektionsfläche diese neusachlichen Kontraste. Lediglich das geschmiedete Geländer sowie der Schlagschatten einer außerhalb des Ausschnitts befindlichen Lampe über der Haustüre bringen etwas Bewegung in die Komposition.