Blick in die Große Moschee von Córdoba
  • Wilhelm Gail
  • München 1804 - 1890
  • Blick in die Große Moschee von Córdoba, 1833
  • Vielfarbiges Aquarell, partiell weiß gehöht, auf Papier,
  • monogrammiert mit Feder in Schwarz unten links: W.G.
    datiert mit Pinsel unten rechts: Cordova den 2 Apr. 33
  • 423 × 546 mm
Literatur:
Anja Gebauer: Spanien – Reiseland deutscher Maler,
Petersberg 1998, Ss. 35-50, Abb. 15, S. 45

Mit der islamischen Eroberung großer Teile Spaniens im Jahre 711 wurde auch die spätantik-frühchristliche Basilika von Córdoba zu einer Moschee umgewandelt. Nachdem der einzige Nachfahre der Umayaden, Abd ar-Rahmân I., im Jahre 756 Córdoba zur Haupstadt erkoren hatte und sich in der Moschee zum Emir von al-Andalus (dem islamischen Spanien) proklamieren ließ, begann der über Generationen dauernde Ausbau dieses enormen Gebäudekomplexes.

Wilhelm Gail zeigt hier eine Teilansicht der glanzvollsten und phantasiereichsten Schöpfung arabischer Baukunst in der Mezquita, die der Kalif al-Hakam II. am Tag seiner Krönung 961 in Auftrag gegeben hatte. Der Betrachter befindet sich im Vorraum des Mihrâb, dem islamischen Allerheiligsten der Moschee, und blickt zurück durch die Hauptachse auf das ehemalige Mittelschiff. Sich kreuzende Vielpassbögen über zwei Geschosse betonen den besonderen Stellenwert dieses Raumes, der im Gegensatz zum dämmerigen Dunkel des Betraumes unter dem Säulenwald seine eigene Beleuchtung aus einer vergoldeten Kuppel mit Bogenrippen erhält.

Wilhelm Gail war der erste deutsche Maler, der 1832/33 eine Entdeckungsreise durch Spanien wagte und sich zu zahlreichen Bildern inspirieren ließ. Besonders die ehemalige Große Moschee in Córdoba hatte es ihm angetan, wie weitere Aquarelle und ein fast identisches Gemälde belegen, das 1836 von Ludwig I. von Bayern für die Neue Pinakothek in München erworben wurde, heute jedoch leider als verschollen gilt.