Rückenstudie einer Dame mit Cape
  • Franz Skarbina
  • Berlin 1849 - 1910
  • Rückenstudie einer Dame mit Cape, 1896
  • Zimmermanns-Bleistift auf beigem Papier, partiell gewischt
  • signiert und datiert unten links: F. Skarbina 96
  • 268 × 189 mm

Auch in der Darstellung einer Dame mit Cape nutzt Skarbina erneut jenen weicheren Zimmermanns-Bleistift und kommt damit einmal mehr den Zeichnungen seines großen Berliner Vorbilds Adolph von Menzel (1815-1905) verblüffend nahe. Mit ihrem verlorenen Profil verdeutlicht jene ältere Dame die Rolle Skarbinas als Beobachter, der seinen Modellen stets ihr Eigenleben gewährte, weil er sich ihnen ebenso feinfühlig wie in angemessener Distanz zu nähern wusste. Das Modell schien sich des Künstlers nicht bewusst, und doch verstand es Skarbina, diese flüchtige Momentaufnahme für eine sehr differenzierte Charakterisierung der Dargestellten zu nutzen. Ihre weich modellierten Gesichtszüge mit dem leichten Doppelkinn wissen die Aufmerksamkeit des Betrachters zu fesseln, obwohl doch eigentlich die Rückenpartie mit ihrem ausladenden, tiefschwarz akzentuierten Cape mehr als die Hälfte der Bildfläche einnimmt. Realismus und Impressionismus halten sich hier quasi die Waage. Von Menzel kommend und von den Franzosen inspiriert, war Franz Skarbina ein poetischer Realist, der sich der Wirklichkeit gleich einem „Marmorsteinbruch“ – um mit Fontane zu sprechen – bediente und die ihr entnommenen Fragmente künstlerisch verbrämte. Pars pro toto gilt somit für dieses Portrait einer Dame mit Cape, was auch für sämtliche hier präsentierten Figurendarstellungen gilt: das nonfinito wird bei Skarbina zum Ausdrucksträger seiner eigenen Sicht auf die Dinge.