Garde-Leutnant zur Zeit Napoleons im Profil
  • Franz Skarbina
  • Berlin 1849 - 1910
  • Garde-Leutnant zur Zeit Napoleons im Profil, 1884
  • Aquarell auf Papier
  • signiert und datiert mit Pinsel oben links: F. Skarbina / 1884
  • 360 × 240 mm
Provenienz:
Sammlung Charles Ryskamp, New York (1928-2010)

Nicht weniger selbstbewusst als die junge Berlinerin präsentiert sich ein Garde-Leutnant, den Skarbina gleich in mehreren Ansichten darstellte (Fig. 1). Damit nahm er sich eines Themas an, welches ihn zeitlebens beschäftigte. So beschrieb er selbst 1902 bleibende Eindrücke aus seiner Kindheit: „Für Soldaten schwärmte ich schon damals, abends – der Zapfenstreich – es war eine Wonne. Es ist erstaunlich, wie mich alles Militärische anzog. Ich verstand noch kaum den Stift richtig zu halten, als ich schon sie zu zeichnen begann. Und ich bin die Freude daran bis heute nicht los geworden.“ Von dieser Faszination kündet auf besondere Weise jenes Portrait des Garde-Leutnants im Dreiviertelprofil (Fig. 1). Einmal mehr war dem Künstler hier weniger daran gelegen, die Uniform in all ihren dekorativen Finessen darzustellen, als vielmehr die Wirkung des Soldaten zu schildern. Lediglich die durch Aussparungen gezielt gesetzten Lichtreflexe auf Goldknöpfen und Trassen artikulieren das stete Interesse Skarbinas an der Darstellung luministischer und koloristischer Effekte, das besonders in seinen Aquarellen durch das charakteristische Spiel von Licht und Schatten zum Ausdruck kommt. Dies geht wohl zurück auf früheste Erlebnisse des Künstlers in der Goldschmiedewerkstatt seines Vaters, wo ihn besonders die Lichtreflexionen beeindruckt haben, die vom Widerschein des Lampenlichts in den obligatorischen Wasserkugeln herrührten, den sogenannten Schusterkugeln. In der malerischen Umsetzung militärischer Sujets ging Franz Skarbina sogar noch über sein großes Vorbild Adolph von Menzel (1815-1905) hinaus. Bereits als Fünfzehnjähriger hatte Skarbina dessen Armeewerk (1843-1857) im Berliner Kupferstichkabinett kennengelernt und eifrig die dort abgebildeten Uniformen kopiert. 1906 unterstützte Skarbina dann als Mitherausgeber selbst die Neuauflage dieses Druckwerks seines Vorgängers.