Blick in die Ruine Bösig
  • Richard Müller
  • Tschirnitz / Böhmen 1874 -1954 Dresden
  • Blick in die Ruine Bösig, 1904
  • Schwarze Kreide und Kohle, partiell gewischt und weiß gehöht, auf braunem Papier
  • datiert und monogrammiert: 13. Juli 04 - R. M.
  • WVZ-Nr. Z 1904.10
  • 578 × 440 mm

Die pittoreske Ruine der Burg Bösig im Norden des Erzgebirges, Hrad Bezděz auf tschechisch, hat seit der Romantik immer wieder Künstler aus ganz Nordeuropa angelockt und zu Darstellungen inspiriert, wie beispielsweise Adolph von Menzel im Jahre 1880. Auch Richard Müller konnte sich dem Reiz dieser teilrestaurierten, mittelalterlichen Höhenburg zeitlebens nicht entziehen. Unsere großformatige Zeichnung vom Juli des Jahres 1904 bildet dabei den eindrucksvollen Auftakt zu einer Reihe von Arbeiten, die bei zahlreichen Besuchen des Künstlers bis 1939 entstanden. Gleichzeitig ist diese frühe Fassung auch Vorlage zum ersten von zwei Oelbildern des Themas aus dem Jahre 1906 (Abb. 1). Im Atelier übernahm Richard Müller hier zwei Jahre später den Standpunkt seiner Zeichnung im teilverschütteten Untergeschoß, von wo die fehlenden Böden nun einen freien Blick erlaubten, durch mehrere Räume und Etagen bis hinauf zu den teilweise noch vorhandenen, von Kreuzrippen geschmückten, Spitzbogendecken der einst so imposanten böhmischen Königsburg. Mit punktuellen Weißhöhungen akzentuierte Müller auf der Zeichnung sparsam aber wirkungsvoll die Durchblicke ins Freie und steigerte durch starke Schattierungen geschickt die Plastizität der Ruinenarchitektur. Allein das eigene Reisegepäck, welches im Gemälde auf dem Geröll links unten plaziert wurde, fehlt auf unserer zeichnerischen Vorstudie.