Eine hölzerne Brücke in Amsterdam
  • Adolph von Menzel
  • Breslau 1815 - 1905 Berlin
  • Eine hölzerne Brücke in Amsterdam, 1876
  • Zimmermanns-Bleistift auf Papier
  • monogrammiert und datiert unten rechts: A. M. 76.
  • 127 × 204 mm

Am 12. Oktober 1876 reiste Adolph von Menzel von Berlin nach Amsterdam, um unter anderem für geplante Illustrationen zu Heinrich von Kleists Der zerbrochene Krug in authentischer Umgebung Inspirationen zu sammeln. Selbstverständlich führte er auch dort bei seinen Spaziergängen durch die Stadt immer Skizzenblöcke verschiedener Formate und die geliebten Zimmermannsbleistifte mit sich, um jede Anregung sofort als Skizze festzuhalten.

So wie Menzel alles Facettenreiche und Komplizierte an jedem menschlichen Modell am meisten schätzte, wie Haare oder Falten, so muß ihn in diesem Fall auch die unruhige Dichte der Silhouette von aneinandergedrängten Stadthäusern mit unterschiedlichen Giebeln gereizt haben. Hinzu kam der hölzerne Steg mit altem Eisengeländer, welcher die Sicht so markant verstellte und dem Zeichner reizvolle Kontraste von Licht und Schatten bot.

Die meisten Maler hätten sicherlich einen ganz anderen Standpunkt gewählt, mit freiem Blick auf die gegenüberliegende Seite der Gracht, nicht aber Menzel, der auf diese Weise zu einer enormen Verdichtung der Ansicht gelangte.

Im millimetergleichen Format und auch als Querformat zeichnete Menzel auf einer Reise nach Österreich, ebenfalls in den 70iger Jahren, eine ähnliche Situation mit dem hölzernen Steg am alten Wehr über die Traun in Gmunden1.

Frau Dr. Ursula-Marie Riemann-Reyer hat die Authentizität dieser Zeichnung bestätigt.

  1. Hauswedell & Nolte, Hamburg, June 2014: Modern Art, cat. no. 6, ill. p. 15