Blick in eine Allee
  • Max Liebermann
  • Berlin 1847 - 1935
  • Blick in eine Allee, um 1890
  • Schwarze Kreide, partiell gewischt und weiß gehöht, auf hellblauem Papier, unregelmäßiger Rand oben
  • signiert mit Bleistift unten links: M Liebermann
  • 223 × 143 mm

Bevor Max Liebermann 1894 in das elterliche Stadthaus am Brandenburger Tor zog, wohnte er mit seiner jungen Familie In den Zelten 11 am nördlichen Rand des Berliner Tiergartens, einem bewaldeten Parkgelände, durchzogen von Spazierwegen und baumgesäumten Straßen. Genau wie später der geliebte Garten seines Sommerhauses am Wannsee (ab 1910) bot diese innerstädtische Oase dem Künstler immer neue Motive, um sich dem Spiel der Natur im Wechsel der Jahreszeiten zu widmen. Obwohl bei dieser Studie die Nähe zu der in Berlin allgegenwärtigen Zeichenkunst Adolph von Menzels offensichtlich erscheint, wußte Liebermann jedoch die Tradition des 19. Jahrhunderts mit den zunehmenden Einflüssen des Impressionismus sehr eigenständig zu verbinden.

Vorliegendes Blatt entstand auf einem Spaziergang im Park und wurde später wahrscheinlich aus einem oben fixierten Skizzenblock gerissen. Die erstaunliche Perspektive dieser schmalen Allee von alten Bäumen beherrscht unsere kleinformatige Studie mit großer Tiefenwirkung. Äste und Blätterwerk bleiben neben dem prägenden Gerüst der mächtigen Stämme nebensächlich und wurden von Liebermann ganz bewußt atmosphärisch vage angelegt. Die sonnenbeschienene Wiese am Ende der Allee strahlt mit punktueller Betonung aus dem Hintergrund durch die einzige Weißhöhung des Blattes.

Drs. Margreet Nouwen hat die Authentizität dieser Zeichnung bestätigt.