Portrait einer jungen Frau
  • Vincenzo Gemito
  • Neapel 1852 - 1929
  • Portrait einer jungen Frau
  • Bleistift, partiell mit Deckweiß gehöht, auf einer Spanplatte
  • signiert mit Bleistift unten rechts: GEMITO.
  • 178 × 125 mm
Provenienz:
Sammlung Gian-Carlo Baroni, Paris

Als Findling wurde Gemito von einem Kunsthandwerker in Neapel adoptiert und wuchs in sehr einfachen Verhältnissen auf. Bereits vor seinem 10. Lebensjahr mußte er für die Familie Geld dazuverdienen und praktizierte in verschiedenen Studios von Malern und Bildhauern. Dort fiel das erstaunliche zeichnerische Talent und die spontane Auffassungsgabe des Jungen auf, sodaß Gemito schon mit 12 Jahren an der Kunstakademie in Neapel angenommen wurde, wo er auch seinen lebenslangen Künstlerfreund Antonio Mancini (1852-1930) kennenlernte. Gleichzeitig besuchte Gemito Abendkurse an der Domenico-Maggiore-Akademie seiner Heimatstadt. Als 16-jähriger hatte er bereits seinen ersten, erstaunlichen Erfolg, als König Victor Emmanuel II. eine Terracotta-Statue des jungen Künstlers auf einer Ausstellung erwarb und sie dem Museo di Capodimonte schenkte.

Von 1877-1880 zog es den aufstrebenden Maler und Bildhauer nach Paris, wo er sowohl auf den Salons wie auch auf der Weltausstellung von 1878 seine Arbeiten zeigen durfte. Die Skulptur eines neapolitanischen Fischerjungen wurde dabei geradezu triumphal gefeiert und generierte für Gemito viele wichtige Folgeaufträge; besonders als Portraitist war Gemito seit jener Zeit in ganz Europa berühmt.

1883 gründete er eine eigene Gießerei in Neapel, wo er vergessene Gußtechniken der Renaissance wieder zum Leben erweckte. Nach einem Nervenzusammenbruch im Jahre 1887 zog Gemito sich jedoch aus der Öffentlichkeit zurück und arbeitete die folgenden 20 Jahre ausschließlich an Zeichnungen. Erst um die Jahrhundertwende nahm er mit unglaublicher Kreativität die Bildhauerei wieder auf und schuf ein meisterhaftes Alterswerk.