Drei chinesische Dschunken
  • Emil Nolde
  • Nolde/Schleswig 1867 - 1956 Seebüll
  • Drei chinesische Dschunken, 1913
  • Tuschpinsel und Aquarell, auf Japanpapier mit unregelmäßigem Rand,
  • signiert mit Bleistift unten rechts: Nolde
  • 240 × 328 mm
Provenienz:
Sammlung Wilhelm und Hedwig Buller, Duisburg
Ausstellung:
Düsseldorf 1955, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen: Sammlung Wilhelm Buller, Kat. Nr. 231

Emil Hansen wuchs im deutsch-dänischen Grenzgebiet als Sohn eines Bauern auf, den Namen seines Geburtsortes Nolde nahm er erst 1902 offiziell an. Gegen den Willen seiner Eltern wählte er eine Ausbildung als Tischler und Möbelzeichner.

In diesem Metier verdiente er später in München, Karlsruhe und Berlin sein erstes Geld. Im Jahre 1892 erhielt Nolde eine Lehrstelle für ornamentales Zeichnen an der Kunstgewerbeschule in St. Gallen; gleichzeitig wagte er sich an seine ersten Landschafts-Aquarelle, bald darauf auch an die Malerei in Oel. Mit originellen, aquarellierten Berg-Postkarten verdiente er unverhofft soviel Geld, daß er 1898 den Schritt in die Unabhängigkeit tat und sich in München niederließ. 1900 studierte er dann einige Monate an der bekannten Académie Julian in Paris, bevor er wieder in den Norden zog.

Dort entstanden ab 1909 auch seine ersten religiösen Gemälde, die fortan ein wesentlicher Teil seiner Kunst wurden. Auf zahlreichen Reisen durch Deutschland und ins Ausland sammelte Nolde weitere Impressionen, die er dann im Atelier in Berlin oder seinem norddeutschen Refugium umsetzte, ab 1920 auf seiner Warft in Seebüll nahe der dänischen Grenze.

Im Oktober des Jahres 1913 begleiteten Emil Nolde und seine Frau Ada die medizinisch-demographische Deutsch-Neuguinea-Expedition zu den deutschen Kolonien im Südseeraum, welche über Rußland und Japan auch nach China führte. Während der Bootsfahrten auf dem Yiangtsekiangsowie dem Han-Fluß faszinierten Nolde besonders die exotischen Dschunken mit ihren prächtigen großen Segeln, wie er später es selbst in seinen Lebenserinnerungen beschrieb: Dschunken mit weißen oder farbigen Segeln. Dies alles war meine Lust, mein Element, dies Leben und Treiben auf dem Wasser mit den langen Spiegelungen der Segel, sei es von einzelnen Booten oder von reizvollen Gruppen1. Auf zahlreichen Aquarellen und Tuschfederzeichnungen versuchte er damals, diese neuen Eindrücke auch auf Papier festzuhalten. Die euphorische und spontane Malweise jener Blätter wird auch bei dieser Zeichnung deutlich, unterstützt durch eine reduzierte Farbigkeit in fremdartigen Tönen.

Prof. Dr. Manfred Reuther, Seebüll, hat die Authentizität der Zeichnung bestätigt.

  1. Emil Nolde: Welt und Heimat, die Südseereise, Cologne 1936, p. 40