Dieses bisher unveröffentlichte Blatt illustriert grandios das zeichnerische Talent, die Beobachtungsgabe sowie den zynischen Humor des gefeierten Karikaturisten Gérard, der gleich zu Beginn seiner Karriere den Künstlernamen der Großeltern Grandville auch für sich adaptiert hatte. Als ihn die Malerei allein nicht mehr befriedigte, entdeckte Grandville ebenfalls das Medium der Lithographie für sich und gab bereits mit 24 Jahren seinen ersten humoristischen Zyklus Dimanche d’un Bourgeois de Paris heraus.Wenig später feierte er mit den Karikaturen der Métamorphoses du jour einen ersten großen Erfolg und hatte damit sein künstlerisches Lebensthema ge funden. Noch vor Honoré Daumier (1810-1879) leitete Grandville die Protest-Zeitschriften Caricature und Charivari, bis 1835 die sogenannten Septembergesetze jede politische Karikatur stark einschränkten. Danach engagierte er sich zunehmend als Buchillustrator und hielt mit tiefgründigen Tier-Mensch-Parodien der Gesellschaft einen kritischen Spiegel vor.
Auf der kleinen Bühne dieses Balkons stellte Grandville mit großer Menschenkenntnis eine eitel-überhebliche Familie der Bourgeoisie vor, die mit relativer Zurückhaltung ein unbekanntes Spektakel auf der Straße unter sich verfolgt. Zwei bissige Profilstudien, wahrscheinlich der links stehenden jungen Frau, stören bereits die scheinbare Idylle, aber die Wiederholungen der Gruppe unten rechts als Skelette sowie als Akte geben alle Dargestellten ganz offensichtlich der Lächerlichkeit preis.
Wahrscheinlich stellt dieses Blatt eine Ideenstudie Grandvilles für eine seiner kritischen Lithographie-Serien dar.