Dieses außergewöhnliche Tier wurde von Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen (1724-1785) im Faulbronner Wald nahe dem Kloster Laiz erlegt, einem seiner Jagdgebiete des oberen Donautals in Schwaben. Er vertrat die katholische Linie der Hohenzollern, die auf Schloß Sigmaringen residierte. Das Gebiet des Fürstentums fiel nach der Abdankung des letzten Regenten 1849 an Preussen; der Familie blieb jedoch der Titel.
Die Darstellung einer derart seltenen Trophäe aufgrund der einzigartigen Geweihform des Hirschen entsprach ganz dem Geschmack der Zeit, in der die Jagd zur hohen Schule der gesellschaftlichen Unterhaltung gehörte. Auch die zeitliche Distanz des Bildes zum Geschehen sowie jene Illusion der realen Präsenz des noch lebenden Tieres war eine gängige künstlerische Gepflogenheit im ausgehenden 18. Jahrhundert.
Seyffardt griff bei dieser Darstellung auf das Motiv einer Radierung aus der Werkstatt der Brüder Martin Elias und Johann Jacob Ridinger zurück, die das künstlerische Erbe ihres berühmten Vaters Johann Elias (1698-1767) in Augsburg fortführten1. Allerdings versuchte der Künstler auf diesem Aquarell, das Tier naturalistischer darzustellen, und er korrigierte auch den falschen Schatten der Graphik. Die Landschaft des Hintergrundes wurde ebenfalls zugunsten der Wirkung des Hirsches reduziert.
- Georg Aug. Wilh. Thienemann: Leben und Wirken des unvergleichlichen
Thiermalers und Kupferstechers Johann Elias Ridinger, Leipzig 1856,
chapter: Die wundersamsten Hirsche, no. 353