Flußlandschaft mit Reisenden
  • Henri-Joseph van Blarenberghe
  • Lille 1741 - 1826
  • Flußlandschaft mit Reisenden
  • Gouache über schwarzer Kreide, auf Papier
  • 151 × 217 mm

Die frühe Lehre und Mitarbeit im florierenden Atelier seines Vaters Louis Nicolas van Blarenberghe (1716-1794) blockierte für Henri-Joseph gleichzeitig die Entwicklung eines eigenen Stils, obwohl er schon als junger Künstler von Zeitgenossen für sein Talent gerühmt wurde. Vielmehr perfektionierte er zeitlebens die Errungenschaften des Älteren in Landschafts- und Schlachtenbildern sowie als Miniaturmaler.

Vater und Sohn unternahmen immer wieder gemeinsame Studienreisen und arbeiteten auch im Auftrag König Ludwigs XVI. zusammen.

Die corporate identity ging sogar so weit, daß beide nicht mit Vornamen signierten, sondern allein ihr Markenzeichen van Blarenberghe nutzten. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie zog Henri-Joseph zurück nach Lille und übernahm dort bald die Leitung des Museums seiner Heimatstadt.

Auch die vorliegende Gouache zeigt die ausgebildete Hand eines Miniaturmalers. Die sorgfältige Zentrierung und Tiefenstaffelung der Landschaft steht einer vertikalen Zweiteilung des Geschehens gegenüber. Auf der linken Seite wird das Auge des Betrachters unterhalten mit einer belebten Landschaft am Fluß, durch Regenschauer üppig grün, mit durchziehenden Reisenden und rastenden Bauern, deren Trockenwäsche im Winde flattert. Auf der rechten Hälfte hingegen scheint die Vegetation abgestorben, die Weiden verlassen und der entlaubte Baum vom Sturm gebeugt. Durch derart fein kalkulierten Gegensätze wußte der erfahrene Künstler den Reiz dieser vielschichtigen Arbeit zu steigern.