Kleine Landschaft bei Kallmünz
  • Gabriele Münter
  • Berlin 1877 - 1962 Murnau
  • Kleine Landschaft bei Kallmünz, 1903
  • Oel auf Leinwand, von der Künstlerin unregelmäßig beschnitten
  • verso Nachlaßstempel der Gabriele Münter-und Johannes Eichner-Stiftung, München, mit Numerierung: L 624
  • 90 × 165 mm
Provenienz:
Nachlaß der Künstlerin
Kunsthandel Sabine Helms, München
Privatsammlung München
Ausstellung:
Kochel am See, Franz Marc Museum: Schöne Aussichten, Der Blaue Reiter und der Impressionismus, 22. März - 19. Juni 2015, Kat. S. 52 (Abb.)

Diese kleinformatige Pleinair-Studie von Gabriele Münter ist ein sehr frühes Beispiel für vergleichbare Arbeiten, die im Kreise der späteren Künstler des Blauen Reiter nach der Jahrhundertwende beliebt wurden. Auch Franz Marc und vor allem Wassily Kandinsky haben solche Miniatur-Gemälde geschaffen, letzterer oft im künstlerischen Wettstreit mit Gabriele Münter. Diese Studien stehen offensichtlich noch in der Tradition des Impressionismus, verkünden aber gleichzeitig schon den Anfang eines deutschen Aufbruchs in die Moderne, welcher bald im Expressionismus gipfelte.

Dabei bedeutet das kleine Format nicht zwangsläufig einen Verlust an Räumlichkeit, vielmehr sind diese Oelstudien als vollwertige Gemälde anzusehen. So offeriert auch Gabriele Münter dem Betrachter auf diesem Bild einen weiten Blick über einen See, mit Bäumen und Büschen am Ufer, bis hin zu den Voralpen. Dabei reduzierte sie die Flächen bereits in monochrome Farbfelder, die sich irritierend auch im Wasser des Vordergrundes spiegeln. Diese Entwicklung zur Selbstständigkeit der Farbe und ihrer Wirkung läßt sich zur selben Zeit auch bei den Arbeiten von Kandinsky und Marc beobachten. Die reine Wiedergabe der Natur wurde aufgegeben zugunsten ihrer persönlichen Interpretation.

Im Sommer des Jahres 1903 reisten Gabriele Münter und Wassily Kandinsky gemeinsam zum Arbeiten in der Natur von München nach Kallmünz, einem malerischen Ort im Landkreis Regensburg. In dieser Zeit wurden sie auch endgültig ein Paar und verlobten sich.

Die Leinwand dieser Studie wurde wohl vor der Bemalung auf das Format grob zugeschnitten und dann zur Arbeit von der Malerin auf ein Brettchen geheftet.