Junge Frau im roten Kleid
  • Franz Skarbina
  • Berlin 1849 - 1910
  • Junge Frau im roten Kleid, 1896
  • Aquarell auf weißem Karton
  • signiert und datiert mit Pinsel unten links: F. Skarbina / 1896
  • 459 × 275 mm

Mit dem Portrait einer Dame in rotem Kleid präsentiert sich Skarbina aber auch als Impressionist par excellence, indem er genüsslich den Fokus auf das subtile und nuancenreiche Wechselspiel verschiedener Rottöne richtet und sein Modell beinahe mit dem orangeroten Hintergrund verschmelzen lässt. Wie so oft weiß der Künstler hier geschickt den Blick des Betrachters zu lenken, wie beispielweise durch Akzentuierung des Pfauenaugen-Musters im Brustbereich der nachdenklichen jungen Frau. Hierdurch werden das Gesicht und die nackten Unterarme der Dargestellten zum bildbeherrschenden Sujet. Daß die lockere Handschrift des Künstlers den Malgrund an einigen Stellen durchscheinen lässt, betont zusätzlich den Kunstcharakter dieser Darstellung. Wir treffen hier auf ein Modell, dem Skarbina in den 1890er Jahren bevorzugt seine künstlerische Aufmerksamkeit widmete. So begegnet uns die junge Frau im Entstehungsjahr dieses Aquarells auch in Skarbinas Gemälde Allerseelentag in Gestalt der trauernden Vordergrundfigur, deren in die Ferne schweifender Blick wiederum an die vom Nachsinnen geprägte Situation in der vorliegenden Darstellung erinnert. Es ist das bürgerliche Spätzeit-Bewusstsein im Fin-de-siècle, dem Skarbina hiermit Ausdruck verlieh, und welches sich gleichermaßen in jenen Arbeiten ausdrückt, die in ein Ambiente des 18. oder frühen 19. Jahrhunderts verlegt wurden.