Partie eines barocken Gartens in Fulda
  • Franz Skarbina
  • Berlin 1849 - 1910
  • Partie eines barocken Gartens in Fulda, 1899
  • Schwarze Kreide auf Papier, alt montiert
  • signiert, bezeichnet und datiert: F. Skarbina / Fulda 99
  • 186 × 265 mm

Das eingangs zitierte Diktum Franz Skarbinas, demzufolge ein Künstler ausschließlich nach der Natur zu studieren habe „wie Menzel sagt“ und sich nur indirekt durch die zeitgenössischen Kunstströmungen beeinflussen lassen sollte, illustriert in prägnanter Weise auch eine Parkszene in Fulda aus dem Jahre 1899. Ein gänzlich unrepräsentativer Ausschnitt aus der Natur reifte dem Künstler hier zur Bildvorlage, bei dessen Gestaltung es Skarbina weniger um eine detailreiche Schilderung barocker Parkarchitektur ging, als vielmehr um ein „Portrait“ des alten Baumes im Vordergrund. Die mächtige Präsenz seines dicken Stammes und des ausladenden Blattwerks lässt sogar die opulente Architektur des Palais´ im Hintergrund zur schemenhaften Kulisse geraten. Daß auch die barocke Skulptur im Park uns den Rücken zuwendet, mag ebenfalls als Kommentar des Künstlers gelesen werden, dem Naturstudium oberste Priorität einzuräumen. Wahrscheinlich handelt es sich bei dieser Darstellung um den Bischofsgarten in Fulda, denn so wurde eine Zeichnung mit identischen Maßen und Beschriftung betitelt, welche bereits im Herbst 1910 auf der großen Gedächtnis-Ausstellung für Franz Skarbina in der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin unter der Katalog-Nr. 218 gezeigt wurde.

Abseits traditioneller Gestaltungsweisen akademischer Provenienz erarbeitete sich Franz Skarbina zeichnend und malend ein eigenes künstlerisches Bild von der ihn umgebenden Welt. Indem er auswählte, selektierte und komponierte, verlieh Skarbina dem flüchtigen Moment Dauer und überlieferte uns so seine persönliche Sicht auf Gegenwart und Historie. Indem der Künstler weichzeichnete, seinen Fokus auf Malerisches legte, poetisierte er die Wirklichkeit, verbrämte Unschönes im Medium seiner Kunst und vermochte auf diese Weise einer im radikalen Umbruch befindlichen Lebenswelt etwas zeitlos Schönes entgegenzusetzen und dabei dennoch Seismograph seiner Zeit zu bleiben. Zusammenfassend gilt für die hier gezeigten Arbeiten, was generell für die künstlerische Besonderheit des Malers, Zeichners und Graphikers Franz Skarbina steht: „ […] das Leben in seinem ganzen Umfang echt künstlerisch zu erfassen und zu gestalten“ (Illustrierte Zeitung, Berlin 18. Sept. 1902).

Dr. Miriam-Esther Owesle