Auch die Zeichnung einer jungen Dame in kariertem Straßenkostüm erinnert an die Arbeiten Skarbinas, welche 1885/86 in Paris entstanden, und in denen er den neuen Typus einer sich selbstbewusst auf öffentlichen Straßen und Plätzen präsentierenden Frau adaptierte. Obgleich Käthe, wie sie handschriftlich auf der Rückseite dieses Blattes benannt wird, sich jedem Blickkontakt entzieht, weiß sie doch um ihre Wirkung auf Künstler wie Betrachter. Mit ihrer aufrecht-resoluten Körperhaltung und jener Lässigkeit, mit der sie die Handtasche am langen Arm präsentiert, erscheint die junge Berlinerin hier wie eine Balletteuse, die sich wirkungsvoll in Szene zu setzen weiß und doch gleichzeitig mit niedergeschlagenem Blick eine gewisse Naivität suggerieren möchte. So scheinbar spontan wie Skarbina die Dargestellte aufs Papier bannte, so offensichtlich verrät doch die genau kalkulierte Komposition den versierten Modezeichner, der nebenbei auch für verschiedene Berliner Magazine arbeitete und ab 1893 die Zeichnerinnen der Zeitschrift Die Modenwelt künstlerisch betreute. Bereits seit 1883 engagierte sich Franz Skarbina außerdem für die Ausbildung von Künstlerinnen und unterhielt ein Atelier ausschließlich für Damen, wo er den noch bis 1919 vom akademischen Studium Ausgeschlossenen Mal-und Zeichenunterricht erteilte. So wurde Skarbina von seinen Zeitgenossen auch gerne als „Maler der Frauen“ bezeichnet.