Anläßlich seiner Heirat mit der berühmten deutsch-amerikanischen Konzertsängerin Lillian Sanderson (1866-1947) im Jahre 1900 erwarb Richard Müller das ehemalige Sommerhaus des Malers Ludwig Richter (1803-1884) in der Hermann-Vogeler-Str. 2 am Elbhang in Dresden-Loschwitz. Nach harter Arbeit, großer Zielstrebigkeit und dank seines außerordentlichen Talents war dies ein weiterer Schritt des gesellschaftlichen Aufstiegs vom Sohn armer Webersleute bis hin zum geachteten Lehrer an der Dresdner Akademie. Mit nahezu photographischem Realismus zeichnete Müller Jahre später den Blick aus dem Fenster dieses Anwesens auf die winterliche Elbe. Trotz des Dämmerlichtes eines trüben Tages lenkte er das Auge des Betrachters geschickt von der Veranda durch kahle Baumkronen über die stark akzentuierten, verschneiten Dächer der Nachbarhäuser hinab auf den trägen Fluß, dessen gegenüberliegendes Ufer bereits im Nebel verschwindet. Besonders nach seiner Entlassung als Rektor der Akademie 1935 wurde ihm dieses Haus zum wichtigsten Rückzugsort, der auch die Bombardements des Krieges mit nur leichten Schäden überstand, und wo Müller dann 1954 vereinsamt starb.