Skulptur eines Tritons im Schloßpark von Klösterle
  • Richard Müller
  • Tschirnitz / Böhmen 1874 -1954 Dresden
  • Skulptur eines Tritons im Schloßpark von Klösterle, 1935
  • Zimmermannsbleistift auf festem Papier
  • beschriftet, datiert und signiert:
    Klösterle a. d. Eger (a.d. Schloßpark) 1935 R. Müller
  • WVZ-Nr. Z 1935.90
  • 188 × 245 mm

Wie die Ruine Bösig war auch die kleine Residenzstadt Klösterle an der Eger, heute Klášterec nad Ohři, ein Reiseziel im böhmischen Teil des Erzgebirges, das Richard Müller von Dresden aus mehrmals über die Jahre besucht hat. In dem weitläufigen, englischen Landschaftspark des noch heute gut erhaltenen Schlosses inspirierte ihn 1935 die barocke Sandsteinskulptur eines Tritons zu der vorliegenden Zeichnung. Mit großer Akribie widmete sich Müller der rauhen Oberfläche des Steines, ganz im Gegensatz zu Rasen und Gebüsch, welche der zentralen Figur nur als Hintergrund zu dienen hatten. Trotz der realistischen Materialstruktur verstand er es, dieser Plastik eine erstaunlich lebendige Plastizität zu verleihen. Die ehemalige Brunnenfigur, ein mythologisches Mischwesen aus Mensch und Fisch mit langen Schuppenschwänzen, windet sich auf der Zeichnung scheinbar verzweifelt, um von seinem Abstellplatz im Park wieder in ein feuchtes Element zu gelangen. Der offene Mund ist im Schrei erstarrt, die Miene angstvoll verzerrt.

Das Schloß Klösterle wurde im 16. Jahrhundert von der sächsischen Adelsfamilie derer von Vitzthum erbaut. Im 30-jährigen Krieg erhielt es 1621 die Familie von Thun und Hohenstein zugesprochen, der es bis 1945 als Residenz diente. Im 17. Jahrhundert wurde die Anlage mit Hilfe italienischer Baumeister aufwendig umgebaut, erweitert und ausgestattet. Anstelle eines Barockgartens ist die Anlage heute umgeben von einem ausgedehnten englischen Park, in dem noch mehrere allegorische Steinskulpturen des Bildhauers Johann Brokoff (1652-1718) erhalten sind.