Adolph von Menzel

(1815 – 1905)
Meister der Zeichnung

Dieses Attribut hatte sich Adolph Menzel bereits zu Lebzeiten verdient. Als unermüdlicher Beobachter seiner Umgebung reizte ihn jedes noch so unscheinbare Detail zu spontanen Skizzen, erhaschte er mit beinahe photographischem Auge unbewußte Reaktionen seiner Mitmenschen und bannte diese aufs Papier. Dazu hielt er in den acht Taschen seines Mantels stets verschiedene Skizzenblöcke und Stifte bereit. Seine Motive fand Menzel sowohl im Unscheinbaren des Alltäglichen wie auch unter bekannten Sehenswürdigkeiten; ihn interessierten Bettler, Arbeiter und tote Soldaten ebenso wie opulente Festveranstaltungen im kaiserlichen Berlin. Überall fand sein manisch suchender Blick eine Geste oder einen Gegenstand mit Charakter, den es festzuhalten galt. Dabei blieb der Künstler Menzel stets seiner Rolle als sachlicher Protokolleur treu, ohne daß Engagement oder Emotionen den Ausdruck seiner Darstellungen trübten. Allein das allzu Glatte, zu harmonisch Schöne sucht man beinahe vergebens unter seinen Themen, wie auch die reine Landschaft nie Menzels großes Interesse fand.

Als prominente Figur der aufstrebenden Großstadt blieb Menzel doch immer ein künstlerischer Einzelgänger, führte kein großes Atelier und verzichtete auf Mitarbeiter. Auch privat blieb der kleinwüchsige Maler allein und lebte im Haushalt der Familie seiner Schwester Emilie. So hinterließ Menzel auch Portraitdarstellungen hauptsächlich von seinen Verwandten und wenigen engen Freunden, wie den Familien Arnold, Maercker oder Dr. Puhlmann. Aus- nahmen bildeten lediglich wichtige Aufträge zur Geschichte des Hauses Hohenzollern sowie sein lebenslanges Interesse an der Figur Friedrichs des Großen.

Die in diesem Katalog vereinten Skizzen und Aquarelle illustrieren einen Querschnitt teils sehr privater Motive Menzels und spiegeln zugleich die große Bandbreite seiner Zeichenkunst. Des Weiteren verdeutlichen gleich mehrere Vorstudien für Gemälde die Arbeitsweise des Künstlers, der allerdings nur einen Bruchteil seines zu Papier ge- brachten Ideenvorrats überhaupt jemals zu größeren Bildkompositionen umgesetzt hat. Möge diese kleine Auswahl die Neugierde des Lesers wecken auf jene unglaubliche Vielfalt des gezeichneten Lebens im Oeuvre Adolph Menzels.