|
|
Dieses eindrucksvolle Brustportrait eines älteren Mannes mit Mantel und rotem Schal entstand sicherlich mit Wissen des Dargestellten, welcher auf Bitten des Künstlers für diese Zeichnung posiert haben muß, obwohl Menzel zumeist die vom Modell unbemerkte Spontanzeichnung bevorzugte. Wahrscheinlich jedoch haben jener fesselnd direkte Blick und das gegerbte Gesicht mit wirrem Haarschopf und Bart Menzel damals ebenso phasziniert wie den Betrachter dieser eindringlichen Zeichnung noch heute.
Derlei „Narben des Lebens“ haben Menzel ja stets mehr in den Bann gezogen als die glatte Schönheit der Jugend. Auch die gleichzeitig mit der Zeichnung entstandenen Kreidenotizen auf dem Blatt suggerieren, daß hier der Künstler versucht hat, sich mit dem Dargestellten zu verständigen, obwohl dieser etwas ungepflegte Alte aus Russland sicherlich eine Zufallsbegegnung Menzels auf den Straßen Berlins war. Erst später im Atelier wurde die Zeichnung dann (mit Bleistift) signiert und datiert. Es bleibt unklar, ob mit dem Hinweis Riesen(m?)berg ein Ort oder der Name des Dargestellten gemeint war. Sowohl die Technik wie das Papier sind typisch für die Arbeiten Menzels der späten vierziger bis Ende der fünfziger Jahre. Später wurden farbige Pastellkreiden dann selten in seinem zeichnerischen Oeuvre. Auch mit dem braunen Papier steht Menzel hier noch ganz in der Tradition der Berliner Portraitzeichnung, wie sie von Gottfried Schadow und Franz Krüger populär gemacht wurde.