Im Jahre 1871 hatte Friedrich August Kaulbach bereits seine Ausbildung abgeschlossen und ließ sich als selbständiger Maler in München nieder. Das künstlerische Talent lag offensichtlich in der Familie, da sowohl sein Vater Friedrich (1822-1903) als auch sein Onkel Wilhelm (1805-1874) bereits bekannte Portrait- und Historienmaler waren. In den Jahren 1873/74 studierte der junge Kaulbach in Italien die Kunst der Renaissance, und besonders die Arbeiten der venezianischen Maler sollten nach diesen Eindrücken zeitlebens großen Einfluß auf sein eigenes Schaffen behalten. 1886 wurde Kaulbach als Nachfolger des Karl von Piloty zum Direktor der Akademie gewählt und vom Prinzregenten in den Adelsstand erhoben.
Kaulbach avancierte rasch zum gesuchten Portraitmaler der deutschen Aristokratie und des gehobenem Bürgertums, seine Arbeiten waren berühmt für ihre Perfektion und Eleganz. Entsprechend dem Geschmack des Historismus und der eigenen Bewunderung für die italienische Renaissance präsentierte Kaulbach seine Bildnisse gerne in Anlehnung an jene Stilepoche. Die meist weiblichen Modelle dieser Portraits trugen kostbare historische Gewänder vor einer klassischen Ideallandschaft, genau wie die hier vorgestellte junge Frau als Venezianerin.