Giovanni Battista Lusieri, auch Titta genannt, war schon zu Lebzeiten berühmt für seine meist großformatigen Landschaftsdarstellungen von höchster malerischer Qualität und beinahe photographischer Genauigkeit. Zu Beginn der 1780er Jahre hatte er sich in Neapel niedergelassen, wo ihn so berühmte Zeitgenossen wie Lord Hamilton und Lord Elgin gerne als Begleiter auf ihre Kulturreisen durch Italien einluden. Im Jahre 1799 zog Lusieri dann nach Konstantinopel und später im Gefolge des Earl of Elgin nach Athen, wo er für seinen englischen Auftraggeber als Kunstagent arbeitete, unter anderem auch beim Ankauf der berühmten antiken Skulpturen des Parthenon. Letzterer erwarb nach dem Tode Lusieris fast den gesamten Nachlaß aus dem Atelier des Künstlers, der jedoch großteils auf dem Transport nach England beim Untergang des Schiffes Cambria verloren ging. 1824 erwarb Elgin dann von den Erben Lusieris ein weiteres Portfolio mit Arbeiten auf Papier, deren Mehrzahl sich noch heute in der Sammlung auf dem Stammsitz der Familie in Broomhall befindet.
Während seiner Zeit in Neapel interessierten Lusieri neben Landschaftsdarstellungen aber auch die Bewohner dieser Region, ihre Eigenheiten und vor allem ihre Trachten, wie es über 60 erhaltene Figuren-Studien belegen. 21 dieser Zeichnungen wurden 1965 bei Christie’s in London versteigert, in der Mehrzahl monochrome Arbeiten und nur selten so farbig laviert wie das vorliegende Blatt.
Wir danken Aidon Weston-Lewis für die Bestätigung der Zuschreibung dieser Zeichnung.