Die Frau des Künstlers beim Lesen
  • Max Liebermann
  • Berlin 1847 - 1935
  • Die Frau des Künstlers beim Lesen, 1885
  • Schwarze Kreide über Bleistift, auf beigem Papier
  • Signatur-Nachlaß-Stempel unten links (nicht bei Lugt)
  • 236 × 311 mm
Provenienz:
Nachlaß des Künstlers
Sammlung Friedrich Winkler, Berlin
Galerie Arnoldi-Livie, München (1978)
Privatsammlung, Berlin

Im September 1884 heiratete Max Liebermann seine Schwägerin und Bekannte seit Kindestagen, Martha Marckwald (18571943). Das junge Paar bezog eine Wohnung In den Zelten 11, am nördlichen Rand des Tiergartens, wo am 19. August des folgenden Jahres ihr erstes und einziges Kind Käthe (18851952) zur Welt kam. Die Geburt hätte die Mutter fast das Leben gekostet und schon die Schwangerschaft war extrem mühsam.

Sie zwang Martha Liebermann, das Haus zu hüten und sich auch tagsüber immer öfter hinzulegen. Diese Stille nutzte ihr Ehemann zu zahlreichen Zeichnungen und Studien seiner Frau, so wie auch auf diesem Blatt. Es zeigt die Schwangere beim Lesen, auf einer Art Diwan bequem zurückgelehnt. Max Liebermann legte den Schwerpunkt dieser Zeichnung mit aller Sorgfalt auf das Portrait Marthas, die wie stets das Haar streng zurückgekämmt trägt und bis zum Hals in einen warmen Schal gehüllt ist. Das weitere Umfeld blieb unausgeführt, aber die Atmosphäre der Situation scheint dem Betrachter dennoch greifbar.

Offensichtlich hat Liebermann die gleiche Studie erst anders herum begonnen, wie ein verworfenes, flüchtigeres Portrait rechts unten zeigt, jetzt kopfüber stehend. Der Nachlaß-Stempel belegt, daß der Künstler diese Zeichnung bis zum Tode in der persönlichen Sammlung verwahrt hat.

Wir danken Drs. Margreet Nouwen für die Bestätigung dieser Zuschreibung.