Albert Goodwin hatte neben allem künstlerischen Talent auch das Glück, von dem berühmten Maler der viktorianischen Landschaften John Ruskin (1819-1900) als Schüler aufgenommen zu werden. Ihn durfte er auch 1872 zu seiner ersten, ausgedehnten Studienreise durch die Schweiz nach Italien begleiten. Die neuen Erfahrungen dieser Tour wurden zur Initialzündung für viele spätere Reisen Goodwins um die ganze Welt, die er bis ins hohe Alter unternahm. In aller Herren Länder wurde dabei die Landschaft in all ihrer Facetten-Vielfalt sein zentrales Motiv. Die Schweiz blieb jedoch eines seiner beliebtesten Reiseziele, wie es auch zahlreiche Aquarelle und Gouachen belegen.
Das vorliegende Blatt entstand kurz nach der Jahrhundertwende und ist ein gutes Beispiel für die andächtige Bewunderung, die der Künstler zeitlebens der Natur entgegenbrachte. Wie bei den Arbeiten des großen Vorbildes J. M. W. Turner (1775-1851) verstärkte der Künstler mit einem gewissen Sfumato die beeindruckende Atmosphäre der Berge im roten Licht der untergehenden Sonne. Der großteils schon verschattete See im Vordergrund spiegelt das letzte Licht des Himmels und distanziert sich scheinbar uferlos von der unergründlichen Kraft der Gebirgsformationen.