Die Nachfolge Wilhelm Gails in der Darstellung spanischer Bauwerke trat in den 1850iger Jahren Eduard Gerhardt an. Nach 1840 unternahm der in Köln und München ausgebildete Architekt und Maler mit seinem Künstlerfreund Friedrich Nerly (siehe Kat.-Nr. 57) ausgedehnte Studienreisen nach Oberitalien. Zwei Sonderausstellungen Gerhardts mit Veduten dieser Eindrücke hatten 1845 in München und 1847 in Berlin derartigen Erfolg, daß König Friedrich Wilhelm IV. von Preussen dem jungen Künstler ein Reisestipendium für Spanien und Portugal offerierte. 1848 begann Gerhardt diese erste Reise auf die iberische Halbinsel, die insgesamt drei Jahre dauern sollte. Während jener Zeit entstand eine Fülle von naturalistischen, aber auch idealisierenden Aquarellen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der maurisch-spanischen Architektur. Die meisten dieser Arbeiten konnte der Künstler nach einer ersten Präsentation in Berlin 1852 an die europäische Hocharistokratie verkaufen. Später nutzte er selbst viele der gezeichneten Motive für Gemäldefassungen, die wiederum bald ihren Platz in wichtigen Sammlungen fanden.
Bereits im Frühjahr 1854 begann Gerhardt, Pläne für eine zweite Reise nach Spanien zu schmieden, zu deren Finanzierung er sich beispielsweise um die Unterstützung der französischen Kaiserin Eugénie bemühte1.
Die heutige Capilla de Villaviciosa, benannt nach der Jungfrau von Villaviciosa, befindet sich in einer ehemaligen Gebetsnische im Zentrum der alten Moschee. Da die christliche Umnutzung dieses Raumes sich damals nur auf die Ausstattung beschränkt hat, besticht die Kapelle trotz des eingestellten Hochaltares noch immer als Beispiel feinster arabischer Baukultur.
- Anja Gebauer: Spanien – Reiseland deutscher Maler 1830-1870,
Petersberg 1998, pp. 85-106