Doppelstudie eines weiblichen Aktes
  • Tommaso Minardi
  • Faenza 1787 - 1871 Rom
  • Doppelstudie eines weiblichen Aktes, um 1820
  • Bleistift, auf beigem Papier
  • 268 × 230 mm
Provenienz:
Privatsammlung Rom
Literatur:
Stefano Susinno: L’Ottocento a Roma,
Mailand 2009, Biblioteca d’Arte Nr. 20, Abb. S. 280
Ausstellung:
Carlo Virgilio, Mailand 2006

Nach der Ausbildung bei Giuseppe Zauli in seiner Heimatstadt Faenza ließ sich Tommaso Minardi in Rom nieder, wo er neben der Malerei auch als Schriftsteller bald von sich Reden machte. Besondere Faszination übten zeitlebens die großen Vorbilder Michelangelo, Leonardo und Raffael auf den Künstler aus. Für den Kupferstecher G. Longhi arbeitete Minardi beispielsweise über 10 Jahre an der Wiedergabe des Jüngsten Gerichtes aus der Sixtinischen Kapelle. Auf Empfehlung Canovas wurde er 1819 dann mit der Führung der Akademie in Perugia betraut. Dieses Amt gab Minardi jedoch wieder auf, als die berühmte Accademia di San Luca ihn 1821 als Professor zurück nach Rom berufen hatte. Bis 1758 erhielten dort Generationen von jungen Malern aus ganz Europa ihre Ausbildung unter seiner Anleitung.

Vorliegendes Blatt ist bis heute das einzige publizierte Blatt Minardis mit Studien eines weiblichen Aktes, denn im päpstlichen Rom waren noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur männliche Modelle an den offiziellen Akademien erlaubt. Die Künstler mußten also für derlei Studien mit größter Vorsicht in private Ateliers ausweichen.

Eine gewisse Ähnlichkeit der Dargestellten mit der berühmten Skulpturengruppe der Drei Grazien (1817) sowie mit weiteren Arbeiten seines Freundes Antonio Canova (1757-1822) legte bereits die Vermutung nahe, daß beide Künstler über Jahre in Rom das gleiche Modell als Muse bevorzugten.