Zerstörte Häuser in Givonne
  • Richard Müller
  • Tschirnitz / Böhmen 1874 -1954 Dresden
  • Zerstörte Häuser in Givonne, 1915
  • Bleistift auf Papier
  • beschriftet, datiert und signiert: Givonne d. 06. III.15 Rich. Müller
    verso betitelt: ausgebrannte Häuser / 43
  • WVZ-Nr. Z 1915.16
  • 208 × 343 mm
Provenienz:
Nachlaßinventar des Künstlers
Ausstellung:
Sonderausstellung Richard Müller, Dresden 1915, Nr. 117

Nur wenige Wochen nach Beginn des ersten Weltkrieges wurde auch Richard Müller 1914 zum Dienst einberufen. Im Gegensatz zu vielen anderen seiner Generation folgte er diesem Befehl jedoch ohne jede Begeisterung und Illusionen. Allerdings blieb dem Akademieprofessor der Dienst an der Waffe erspart; vielmehr unterstellte man ihn dem Stab, um im Schatten der Front die trostlosen Hinterlassenschaften und Zerstörungen der Kämpfe in Zeichnungen festzuhalten.

Nach seiner frühzeitigen Ausmusterung 1915 publizierte Müller selbst die Mappe Aus dem Westen mit 40 Radierungen dieser Kriegserinnerungen. Er widmete die Edition dem Prinzen Johann Georg von Sachsen und spendete die Erlöse des Verkaufs direkt dem Zentralkomitee des Roten Kreuzes. Auf dem letzten Blatt dieser Serie illustrierte Müller das eigene Gepäck (Abb. 1), welches neben Tornister und Gewehr eben auch Zeichenmappen und Stifte enthielt. In der Graphik liegen diese auf dem Holzboden neben einer Schirmmütze, die ihm als Zeichner im Schatten der Kampflinie offensichtlich den Helm ersetzte. Eine markante Zeichnung aus dem Konvolut von ca. 200 Kriegsblättern, die er insgesamt hinter der Westfront in Flandern und Frankreich anfertigte, ist die Darstellung von ausgebrannten Häusern bei Givonne, einer Gemeinde in den französischen Ardennen, unweit von Sedan. Müller präsentierte hier die skelettierte Architektur in leichter Aufsicht und abstrahierender Vereinfachung, was seinem rigiden Realismus entgegen kam und ihm gleichzeitig die Möglichkeit zur Gegenüberstellung unterschiedlicher Strukturierungen bot. Wie viele weitere Blätter vermittelt auch diese menschenleere Ansicht noch heute dem Betrachter jenen Hauch des Todes, den Müller selbst damals sicherlich verspürt haben muß.