Drei Studien eines jungen Schornsteinfegers
  • Carl Blechen
  • Cottbus 1798 - 1840 Berlin
  • Drei Studien eines jungen Schornsteinfegers, um 1827
  • Feder in Schwarz über Bleistift, partiell farbig laviert, auf braunem Papier
  • verso Sammlerstempel Walther Unus (Lugt 3915) und alte Beschriftungen
  • 270 × 374 mm
Provenienz:
Walther E. Heinrich, gen. Unus, Berlin/Rom (1872-1939)
Gertrud Heinrich, Berlin (1940)
Ernst Heinrich, Nienburg (gest. 2008)
Kunsthandel Gertrud Rudigier, München
Literatur:
Paul Ortwin Rave: Karl Blechen, Leben – Würdigung – Werk, Nationalgalerie Berlin 1940, Nr. 634, Abb. S. 236
Ausstellung:
Nationalgalerie, Berlin 1990: Carl Blechen. Zwischen Romantik und Realismus, Kat. Nr. 120, Abb. S. 143

Diese außergewöhnliche, aber wichtige Zeichnung im Werk des Carl Blechen zeigt drei Portraits eines Jungen, der bereits die harte Arbeit eines Kaminkehrers verrichten muß. Mit schwarzer Arbeitskluft, einem schützenden Tuch vor Nase und Mund sowie dem Rutschpolster hinten an der Hose wurden nicht nur in Preussen kleine Jungen regelmäßig zu dieser Arbeit verpflichtet, da sie mit ihrer Körpergröße noch durch die Kaminschächte rutschen konnten.

In drei verschiedenen Positionen und mit unterschiedlichem Werkzeug hat Blechen hier den gleichen Knaben wie auf einer Bühne dargestellt; eine Art von Ansichten-Collage wie man sie auch von anderen Arbeiten des Künstlers kennt. Die Auswahl des Sujets hat wohl allein ein künstlerisches Interesse und gilt nicht unbedingt als Sozialkritik, denn obwohl Blechen bekannt wurde für seine furiosen Oelstudien und großartigen italienischen Landschaften, besaß er stets auch ein großes Interesse an dem mühevollen Alltag einfacher Leute in seiner Umgebung. Zahlreiche Studien von Straßenmusikanten, Kutschern, Nachtwächtern u. a. belegen diese eher unbekannte Seite seiner künstlerischen Themenwahl.

Eine weitere Zeichnung mit zwei Bleistiftstudien eines jungen Kaminkehrers in unterschiedlichen Perspektiven ist in der Sammlung der Nationalgalerie in Berlin erhalten.